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Viren: Greifen Affenpocken das Gehirn an?

Mehr als 1500 Daten von Affenpocken-Patientinnen und -Patienten werteten Forscher aus. Neurologische Komplikationen wie Hirnhautentzündungen oder Schlaganfälle traten nur selten auf. Ob das Virus jedoch ins Gehirn eindringt, ist noch unklar.
Darstellung von Affenpockenviren
Infizieren sich Menschen mit Affenpockenviren, leiden mehr als die Hälfte der Betroffenen unter Kopf- und Muskelschmerzen. Bei wenigen treten auch neurologische Komplikationen auf.

In seltenen Fällen kann es nach einer Affenpocken-Infektion zu schweren Schäden im Gehirn kommen. So fassen Forscherinnen und Forscher um James Badenoch von der Queen Mary University of London den aktuellen Kenntnisstand zusammen. Mit einer »Flut an ernsthaften neurologischen Problemen« rechnen die Experten aber nicht.

Das Team wertete 19 Studien mit insgesamt 1512 Patienten aus, die wegen Affenpocken im Krankenhaus waren. In zwei bis drei Prozent der Fälle traten neurologische Komplikationen wie Hirnhautentzündungen oder Schlaganfälle auf. Über weniger schwerwiegende Probleme wie Kopf- oder Muskelschmerzen klagten hingegen mehr als die Hälfte der Betroffenen. Solche milderen Symptome entstehen als Reaktion des Immunsystems auf Virusinfektionen und seien nicht als direkte Angriffe auf das Gehirn zu werten. Bei den Hirnhautentzündungen sind sich Fachleute bislang unsicher, ob es sich um eine Folge von infiziertem Gehirngewebe handelt oder um eine Immunantwort des Körpers. Bisher konnte noch kein virales Material im Nervenwasser festgestellt werden, was darauf hindeutet, dass das Affenpockenvirus – anders als Sars-CoV-2 – nicht in das Gehirn eindringt. Trotzdem sollten mögliche neurologische Konsequenzen ernst genommen und weiter untersucht werden. Im Juli 2022 berichteten spanische Gesundheitsbehörden, beide dort bisher registrierten Todesfälle seien auf eine Hirnhautentzündung zurückzuführen.

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