Lexikon der Kartographie und Geomatik: Kartographieausbildung
Kartographieausbildung, E education in cartography, Prozess der systematischen Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten sowie der Entwicklung von Fähigkeiten als Voraussetzung für eine Tätigkeit auf dem Gebiet der Kartographie. Entsprechend einer Einteilung der Internationalen Kartographischen Vereinigung, Kommission "Education and Training" (gegründet 1964) erfolgt die Kartographieausbildung auf vier Stufen:
1. wissenschaftliche Hochschulausbildung einschließlich Promotion zum Dr.-Ing., Dr. phil. oder Dr. rer. nat. für Forschung und Lehre, Leitung von Instituten und Redaktionen.
2. Anwendungsbezogene Ingenieurausbildung an Hochschulen (Bachelor, Dipl.-Ing., Master) für Kartenredaktion und Kartenbearbeitung, Betriebs- und Geschäftsführung sowie Unterricht.
3. Lehrausbildung in Betrieben der gewerblichen Kartographie und behördlichen Kartographie mit begleitendem Berufsschulunterricht oder an Fachschulen für die kartographische Bearbeitung von Vorlagen.
4. Anlernende Ausbildung für Hilfsarbeiten in der Kartenherstellung.
Im deutschsprachigen Raum hat sich in den 1960er Jahren in Deutschland (seinerzeit Bundesrepublik und DDR) ein dreistufiges System herausgebildet, in der Schweiz und in Österreich ein zweistufiges (ohne die Ausbildung an Fachhochschulen; vgl. Österreichische Kartographie, Schweizer Kartographie) Die theoretischen und technologischen Fortschritte der Kartographie in den 1970er Jahren führten zu einer umfassenden Bestandsaufnahme bezüglich Ausbildungsanforderungen, -möglichkeiten und -ordnungen und sind in den zwei Bänden "Ausbildungswege in der Kartographie" 1975 dokumentiert worden (Bosse und Meine). Die Situation zu Beginn des 21. Jhs., die vor allem durch die digitale Kartographie und den zunehmenden Einsatz von Geoinformationssystemen gekennzeichnet ist, stellt sich wie folgt dar:
1. Akademische Kartographieausbildung an Universitäten durch das Studium der Kartographie (Diplom-Ingenieur für Kartographie), der Geodäsie (Vertiefung Kartographie bzw. Geoinformatik) oder der Geographie (Nebenfach Kartographie). Sie beruht auf einem 9- bis 10semestrigen Studienplan. Die Einführung international passfähiger gestufter Abschlüsse (Bachelor, Master) wird vorbereitet.
2. Ausbildung zum Diplom-Ingenieur (FH) für Kartographie an Fachhochschulen. Die Studiendauer umfasst acht Semester. Die Einführung gestufter Abschlüsse steht gleichfalls bevor.
3. Praktische Kartographieausbildung zum Kartographen entsprechend der Ausbildungsordnung von 1997 bei ausgewählten Stellen der gewerblichen und der behördlichen Kartographie (Ausbildungszeit: drei Jahre, verteilt auf Betrieb und Berufsschule). Hierfür liegt seit 1992 ein moderner Ausbildungsleitfaden (auch auf CD-ROM) vor. Die Ausbildung an Universitäten und Fachhochschulen beruht auf den jeweils gültigen Hochschulgesetzen, Studien- und Prüfungsordnungen. Für alle drei Bereiche der Ausbildung gibt es entsprechende "Blätter zur Berufskunde", herausgegeben von der Bundesanstalt für Arbeit. Neben der kartographischen Ausbildung wird die kartographische Weiterbildung in Zukunft immer stärker an Bedeutung gewinnen. Schon jetzt bieten die kartographischen Gesellschaften, z. B. die Deutsche Gesellschaft für Kartographie, aber auch die Universitäten und Fachhochschulen mehr oder weniger regelmäßige Weiterbildungskurse an. Entsprechende Zertifizierungen werden angestrebt, wobei die Internationale Kartographische Vereinigung einen mit der International Map Trade Association (IMTA) abgestimmten Rahmen vorgeschlagen hat.
WKH, JNN
Literatur: [1] KOCH, W.G. & WILFERT, I. (1996): Kartographieausbildung an den Universitäten der Bundesrepublik Deutschland, Österreichs und der Schweiz – eine Zusammenstellung. In: Kartographisches Taschenbuch 1996/97, Bonn, 65-95. [2] KAMMERER, P. (1998): GIS-Ausbildung im Studiengang Kartographie an der Fachhochschule München. In: Bayerische Vermessungsverwaltung, 12. Informationsveranstaltung 1998, München, 47-55. [3] GREBE, U. (1998): Zur aktuellen Situation des Ausbildungsberufs Kartograph/Kartographin. In: Kartogr. Nachrichten, 48.Jg., 146-154.
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