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Mittelmeer-Vulkane: Gigantischer Vulkanausbruch am Grund der Ägäis entdeckt

Bis zu 150 Meter dick liegt die Asche im Meeresboden. Der Ausbruch vor 500 000 Jahren zeigt, dass die Vulkane in der Ägäis heftiger explodieren können als gedacht.
Santorini gilt als Inbegriff griechischer Idylle: Weeiße Häuser strahlen im warmen Abendlicht, der Blick geht auf die Bucht mit tiefblauem Wasser. Im Vordergrund sind rote Blumen
Blick über die Caldera des Santorini-Vulkans, entstanden vor rund 3600 Jahren. Die Archaeos-Explosion war um ein Vielfaches größer.

In der südlichen Ägäis brach einst ein gigantischer Unterwasservulkan aus. Ein Forschungsschiff entdeckte am Meeresboden nahe der heutigen Inselgruppe Santorini die bis zu 150 Meter dicke Schicht aus Asche, die bei der enormen Explosion vor 520 000 Jahren abgelagert wurde. Die Explosion war um ein Vielfaches heftiger als jene des Santorini, die um 1600 v. Chr. mutmaßlich die minoische Kultur auf Kreta zerstörte – ihrerseits eine der heftigsten Eruptionen in der Geschichte der Menschheit. Wie eine Arbeitsgruppe um Tim Druitt von der University Clermont-Auvergne in Clermont-Ferrand berichtet, sind die Ablagerungen der als Archaeos-Eruption bezeichneten Vulkanexplosion rund sechsmal so groß wie jene der Minoischen Eruption. Die Entdeckung zeige, dass die Gefahr extrem starker und gefährlicher untermeerischer Vulkanausbrüche in der Region größer sei als bisher vermutet, schreibt das Team in der Fachzeitschrift »Communications Earth & Environment«.

Der prähistorische Ausbruch ging vom Christiana-Santorini-Kolumbo-Vulkanfeld aus, das etwa 120 Kilometer nördlich von Kreta liegt und dessen aktueller Hauptvulkan Santorini bis heute aktiv ist. Vor 520 000 Jahren explodierte ein Vorläufer dieses Vulkans, dessen Gipfel einige hundert Meter unter der Wasseroberfläche lag. Allein die bekannten Ablagerungen haben ein Volumen von rund 90 Kubikkilometern, genug, um ganz Berlin 100 Meter dick zu bedecken. Insgesamt dürfte die Explosion einen Vulkanexplosivitätsindex von sieben erreicht haben, vergleichbar mit der Explosion des Tambora im Jahr 1815.

Wo genau dieser Vulkan lag, ist noch unbekannt. Vermutlich liegt sein Einbruchkrater entweder unter dem modernen Santorini-Vulkan begraben oder einige Dutzend Kilometer südwestlich davon, wo die untermeerischen Ascheschichten am dicksten sind. Der Ausbruch markiert außerdem eine chemische Veränderung im Vulkanfeld: Die Spannungen im Zusammenhang mit der gewaltigen Explosion seien so groß gewesen, dass Magma aus einer neuen Quelle im Erdmantel aufgestiegen sei, das die Vulkane bis heute speist.

Die Ascheschichten der Eruption entdeckten Fachleute in Bohrkernen vom Meeresboden, die das Forschungsschiff »Joides Resolution« an die Oberfläche holte. Mit Hilfe seismischer Messungen ließen sich die Ascheschichten auf einer Fläche von über 3000 Quadratkilometern nachweisen, ein weiteres Indiz für die enorme Größe des Vulkanausbruchs. Die Daten zeigen, dass er der bei Weitem größte Ausbruch an diesem Vulkanfeld war und womöglich der größte jemals in der südlichen Ägäis. Dennoch war die Eruption bisher unbekannt, denn da er unter Wasser stattfand, hinterließ er an Land nur wenige Ablagerungen. Das könnte bedeuten, dass noch weitere große prähistorische Ausbrüche in der Region unbekannt sind – und das Risiko zukünftiger Ausbrüche entsprechend höher. Ein Vulkan dieser Größe könnte große Tsunamis auslösen und die ägäischen Inseln und umliegende Küsten verheeren.

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