Lexikon der Biologie: Laubfrösche
Laubfrösche, Hylidae, Familie der Froschlurche mit vorwiegend baumlebenden Arten, deren wichtigstes morphologisches Merkmal interkalare Knorpel zwischen den letzten und vorletzten Finger- und Zehengliedern sind. Sehr umfangreiche Familie ( ö vgl. Tab. ) mit mehreren 100 Arten, die ihren Ursprung auf dem Südkontinent hat. Laubfrösche fehlen in Afrika, auf Madagaskar und im indomalayischen Gebiet. Die australischen Laubfrösche wurden als eigene Familie Pelodryadidae abgetrennt, heute jedoch als Unterfamilie Pelodryadinae wieder zu den Hylidae gestellt. Die Hylidae haben ihre größte Vielfalt in Südamerika mit 4 Unterfamilien, von denen die Beutelfrösche, die Hylinae und die Makifrösche die bekanntesten sind. (Die Beutelfrösche [Hemiphractinae] sind aufgrund von DNA-Untersuchungen möglicherweise keine Hylidae, sondern Verwandte der Kröten.) In einer reichen Radiation (adaptive Radiation) haben sie den gesamten Kontinent mit zahlreichen Gattungen und fast 300 Arten besiedelt und in Mittelamerika ein zweites, kleineres Radiationszentrum gebildet. Ein- oder zweimal konnte der interamerikanische Isthmus überschritten werden, so daß sich in Nordamerika ein weiteres Radiationszentrum bilden konnte. Einer der hier entstandenen Arten gelang es, die Beringstraße zu überschreiten; von ihr stammen der Japanische Laubfrosch und die beiden Europäischen Laubfrösche ab. Laubfrösche sind eine sehr vielgestaltige Gruppe. Neben Kleinstformen wie Hyla decipiens (15mm) gibt es Riesenformen wie Hyla boans (bis 130 mm). Ihre Haut ist meist glatt, seltener warzig, bei vielen Arten leuchtend grün, bei anderen braun oder gemustert oder rindenfarbig, kryptisch. Manche Arten sondern giftige Hautsekrete ab, besonders in der Gattung Phrynohyas (Giftlaubfrösche), deren Schleim auf der Haut brennt und z.B. andere im gleichen Terrarium gehaltene Frösche tötet. Baumlebende Arten haben meist verbreiterte Finger- und Zehenenden. Boden- oder wasserlebende Arten wie die nordamerikanischen Grillenfrösche und Chorfrösche (Pseudacris) haben diese verloren; sie ähneln Miniatur-Wasserfröschen. Besonders spezialisierte Kletterer sind die Makifrösche. Absonderliche Formen sind die Panzerkopffrösche der Gattungen Aparasphenodon und Triprion mit hart verknöcherter Kopfhaut. Sie bewohnen Baumhöhlen, deren Eingang sie mit ihrem harten Kopf tagsüber verschließen. Fast alle Arten sind nachtaktiv. – Die meisten Laubfrösche suchen zur Fortpflanzung das Wasser auf. Es sind unterschiedliche Brutpflegemechanismen entwickelt worden. Der Schmied (Hyla faber) – so genannt wegen seines metallisch hämmernden Rufes –, Hyla boans und andere Arten bauen Schlammnester am Rand von Teichen oder Bächen, in denen die Eier vor Freßfeinden geschützt sind. Die Larven werden später vom Regen ins angrenzende Gewässer gespült. Die Männchen verteidigen diese Nester; mit spitzen Daumenrudimenten können sie einander tödlich verletzen. Andere Arten bleiben zeitlebens auf Bäumen. Sie legen ihre Eier an Blätter, von wo die Larven ins Wasser fallen, oder sogar in Bromelien-Blattachseln (Phytotelmen), in denen sich bei der Gattung Phyllodytes und bei Hyla bromeliacia das gesamte Leben abspielt. Die Beutelfrösche schließlich tragen ihre Eier auf dem Rücken. – Die Europäischen Laubfrösche sind Hyla arborea in Mitteleuropa, Italien, Kleinasien und der südlichen UdSSR bis zum Kaspischen Meer sowie Hyla meridionalis in Spanien, Südfrankreich, auf den Balearen, Kanaren und in Nordafrika. Die Rufe beider Arten unterscheiden sich deutlich. Hyla arborea ( ö vgl. Abb. ) ist wärmeliebend und beginnt Ende Mai mit den weit hörbaren Rufkonzerten. Mehrfach im Sommer werden, vor allem nach warmen Sommerregen oder -gewittern, kleine rundliche Gelege von 30 bis 100 weißlichen Eiern an Stengel von Wasserpflanzen gelegt; Kaulquappen mit auffallend hohen Flossensäumen. Außerhalb der Fortpflanzungszeit auf Bäumen oder Sträuchern. In den letzten Jahren nimmt der Bestand des Laubfrosches an vielen Stellen in Deutschland aus noch ungeklärten Gründen rapide ab (in Deutschland im Bestand stark gefährdet). Die Afrikanischen und Südostasiatischen Baumfrösche, die Hyperoliidae und Ruderfrösche, sind nicht mit den Laubfröschen verwandt, haben aber konvergent ganz ähnliche Gestalten entwickelt. ö Laubfrösche , Amphibien I
Amphibien II
, Balz II , Froschlurche I .
P.W.
Laubfrösche
1 Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea),2 Hyla geographica
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