Lexikon der Kartographie und Geomatik: kartographische Informationsverarbeitung
kartographische Informationsverarbeitung, E cartographic information processing, der Prozess der Kodierung und Dekodierung von kartographischen Informationen. Ein besonderes Merkmal der kartographischen Informationsverarbeitung ist die Transformation (Veränderung) von kartographischem Wissen im Rahmen vorbereitender, abbildender und weiterverarbeitender Prozesse der Informationsverarbeitung. Die Veränderung des Wissens resultiert dabei vor allem aus den in diesen Phasen verwendeten unterschiedlichen Kodes. Als Phasen werden unterschieden: Aufnahme von georäumlichen Informationen durch Kartierung und Messung im Gelände, Aufbereitung von Informationen z. B. im Labor, Verwaltung von Informationen in Form von Daten in Datenbanken und Geoinformationssystemen, Abbildung von Daten in digitale und graphische Karten oder allgemeiner in kartographische Medien, visuelle Ableitung von Informationen und Wissen aus Karten sowie mentale Weiterverarbeitung von Wissen im Rahmen von Handlungen.
Voraussetzungen der Informationsverarbeitung sind Kodes bzw. Sprachen, Zeichensysteme, Informationsquellen und Informationsspeicher, die über bestimmte Abbildungsbedingungen und -eigenschaften verfügen, auf deren Basis die informationellen und wissensbasierten Strukturen übertragen bzw. das darin enthaltene Wissen repräsentiert werden. Kodes mit speziellen Übertragungseigenschaften im Rahmen der kartographischen Informationsverarbeitung sind Schriftsprachen, numerische Systeme und Kodes, digitale Kodes, graphisch-optische Kodes, Bildkodes und visuell-kognitive Aufnahmesysteme. Außerdem kommt der realen Welt als Informationsanbieter und dem Gedächtnis bzw. den damit verbundenen semantischen Netzen und Schemata der mentalen Wissensrepräsentation die Funktion von Kodes zu, da sie die Aufnahme und Weiterverarbeitung von Informationen und Wissen in einer spezifischen Art und Weise ermöglichen. Bei der Informations- und Wissensübertragung werden mit Hilfe der genannten Kodes Informationen kodiert und dekodiert, d. h. von einem Quellkode in einen Übertragungskode und von diesem in einen Zielkode überführt. Die einzelnen Kodierungsvorgänge entsprechen dabei einer Transformationskette, in deren Rahmen Übertragungskodes nach einander die Funktionen von Zielkode und Quellkode zukommt. Bei der Informationsübertragung vom Quell- zum Zielkode lassen sich Übertragungen bzw. Transformationen feststellen, durch die sich teils ein Verlust, teils aber auch ein Gewinn von Informationen ergibt. Typische Informationsverluste entstehen bei der Reduzierung von quantitativen Informationen durch die Kodierung in kontinuierliche graphische Größen in der Karte. Bei der visuellen Informationsverarbeitung werden danach vergröbernde Relativkategorien wie etwa groß und klein oder weit und nah als Informationen abgeleitet.
Insgesamt hat die Veränderung von Informationen im Rahmen der kartographischen Informationsverarbeitung Auswirkungen auf die Modellierung und Herstellung von Karten und damit auch auf deren Nutzung im Rahmen von kartographischen Handlungsfeldern(Abb.). Raumbezogene Tätigkeiten oder Handlungen, die diese kartographischen Handlungsfelder bestimmen, werden durch das informationelle Einbringen von Wissen in den verschiedenen Phasen des Handlungsablaufs unterstützt. Dabei wird beispielsweise Wissen aus der Realität abgeleitet und nach Übermittlung durch kartographische Medien am Ende des Handlungsverlaufs wieder auf dieselbe oder eine veränderte Realität in Form von Entscheidungen oder Anweisungen übertragen. Der Prozess der kartographischen Informationsverarbeitung muss also über den gesamten Verlauf eines Handlungsprozesses auf die Struktur realer oder vorgestellter Sachverhalte der Realität ausgerichtet sein und diese Sachverhalte müssen in Form von Informationen zielorientiert an oder zwischen beteiligten Personen übermittelt werden.
JBN
kartographische Informationsverarbeitung:kartographische Informationsverarbeitung: Ausrichtung der Informationsverarbeitung auf raumbezogene Handlungsprozesse.
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